So händeln Dresdner WJ die Krise! Ein Interview mit Tobias Gruber
Coronabedingt erleben wir gerade wohl alle verrückte Zeiten! Wie gehen Unternehmer mit der aktuellen Situation um?
Wie sieht aktuell der Spagat zwischen Familie und Firma aus? Welche Chancen und Möglichkeiten können wieder andere für sich ableiten? Wir haben unsere Mitglieder befragt, wie sie die Krise erleben:
Ich bin Tobias Gruber, diesjähriger Vorsitzender der WJ Dresden und Sandstormer. Bei Sandstorm lieben wir es, den Status Quo in Frage zu stellen und anderen Organisationen zu helfen, über sich hinauszuwachsen. Wir leben Digitalisierung, indem wir individuelle Software und Apps entwickeln.
Was hat sich in deinem Arbeitsalltag durch Corona gerade grundsätzlich verändert?
Die Herausforderung ist aktuell die Kinderbetreuung zweier Kindergartenkinder und meine Aufgaben im Unternehmen unter einen Hut zu bringen. Da meine Frau auch voll arbeitet und wir die Kinderbetreuung gleich zwischen uns aufteilen, gehen einige Arbeitstage jetzt von 14-22 Uhr. Stark verändert hat sich auch die Kommunikation in unserem Sandstorm-Team, da jetzt alle im Home Office arbeiten.
Und: Vor Corona habe ich regelmäßig Netzwerkveranstaltungen besucht. Diese fallen nun aus oder finden digital statt. Wobei ich viel stärker auswählen muss, an welchen ich teilnehmen kann, weil die Zeit knapper ist.
Was hat sich in deinem Arbeitsalltag trotz Krise nicht verändert?
Wir haben bisher Glück, da unsere Kunden über verschiedene Branchen verteilt sind und wir nur vereinzelte Auswirkungen auf unsere Aufträge spüren. Da wir schon vor Corona darauf ausgerichtet waren, von jedem Ort aus arbeiten zu können, hat sich an unserer Arbeitweise nicht viel geändert.
Was denkst du, welche Veränderungen die Krise für Arbeitnehmer & -geber bringen wird?
Ich hoffe, dass mehr Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle ermöglichen werden. Ob Home-Office oder flexible Arbeitszeiten: Wenn ich meinem Team vertraue, wirken sich diese Möglichkeiten positiv auf die Motivation aus und stärken mein Unternehmen. Weiterhin denke ich, dass diese Krise noch einmal deutlicher macht, wie zentral das Thema Digitalisierung ist. Je „digitaler“ ich in meinem Denken bin, desto flexibler und aktiver können Unternehmer auf diese Krise reagieren.
Was sind deine heißen top-5-Tipps für funktionierende Arbeit im Home-Office?
- gut funktionierende Technik
- ein routinierter Tagesablauf
- eine passende Arbeitsatmosphäre
- ein Schreibtisch
- klare Absprachen in der Familie
Wie schaffst du es, in der aktuellen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren?
Ich tausche mich in verschiedenen Runden über die Bewertung der neuen Informationen aus. Natürlich mit meiner Frau, mit den KollegInnen und in Netzwerken wie den Wirtschaftsjunioren. Das hilft mir, ein breiteres Bild zu bekommen und Entscheidungen überlegt zu treffen.
Welche Entscheidungen in den letzten Tagen waren deine größte Herausforderung?
Vor allem die Regelung der Kinderbetreuung, um noch ausreichend Zeit für die Arbeit zu haben. Das hat unser Familienleben auf den Kopf gestellt. Im Unternehmen mussten wir zum Glück noch keine solchen Entscheidungen treffen.
Was sagt deine Work-Life-Ballance in diesen Tagen?
Sie hat sich insofern verändert, dass ich mit Arbeit und Kinderbetreuung ziemlich ausgelastet bin. Da bleibt leider weniger Zeit für ehrenamtliches Engagement. Meine Frau und ich halten die Wochenenden frei von Arbeit und verbringen die Zeit gemeinsam mit den Kindern. Das gibt Kraft für die langen Tage der nächsten Woche.
Noch ein Gedanke zur aktuellen Situation…
Ich wünsche mir natürlich auch, dass wir die Corona-Krise bald überwunden haben und die Einschränkungen wieder zurückgenommen werden können. Auf der anderen Seite zwingen die Einschränkungen viele Organisationen, sich zu verändern und anzupassen und viele finden jetzt den Mut, Experimente zu wagen, die vorher undenkbar waren. Es wäre schön, wenn wir uns etwas von dieser Mentalität nach der Krise bewahren könnten.
Insbesondere die Bereiche (Schul-) Bildung und Verwaltung haben in meiner Wahrnehmung mit der aktuellen Situation zu kämpfen. Wenn diese Krise Anstoß für Digitalisierungsstrategien wäre, wie es sie in anderen Ländern (Dänemark, Schweden, Estland) schon lange gibt, wäre das aus meiner Sicht ein großer Gewinn.