JCI

Im Jahr 2015 feiert JCI sein 100 jähriges Jubiläum

Geschichte

Die Gründung der ersten Junior Chamber of Commerce, 1915 in St. Louis (USA), traf auf denkbar günstige Voraussetzungen. Schon um 1900 begann die Jugend, sich als eigene gesellschaftliche Kraft zu entdecken – das romantische Aufbruchspathos der Jugendbewegung bekam in der Junioren-Wirtschaftskammer plötzlich einen sehr rationalen Klang. Vorbild waren die privaten amerikanischen Kammern – für die „Junior Associations of Commerce“ und „Junior Boards of Trade“, die in den 20er Jahren in schneller Folge überall im Land gegründet wurden, war es von daher nicht so wichtig, welchen beruflichen Werdegang ein potenzielles Mitglied hatte oder ob es überhaupt unternehmerisch tätig war. Hauptsache, der Betreffende hatte Interesse am Wirtschaftsleben und daran, sich zu engagieren. Und: In den ausgehenden 20er Jahren übernahmen die Vereinigten Staaten im Nachkriegs- Aufschwung immer deutlicher die Rolle einer ökonomischen Führungsnation. Gerade international agierende Konzerne unterstützten die Junioren bei ihrem Ziel, künftige Wirtschaftsführer heranzubilden. Bereits 1930 gab es in den USA mehr als 240 Junior-Kammern mit über 100.000 Mitgliedern. In Deutschland dagegen waren die Hürden sehr viel höher. Die Industrie- und Handelskammern waren keine lockeren Zusammenschlüsse von Unternehmern und Freiberuflern, sondern schon damals gesetzlich verbriefte Institutionen der Selbstverwaltung, die zunächst kein größeres Interesse an der Gründung amerikanisch geprägter Jugend-Einrichtungen in Deutschland hatten. Und als sich Anfang der 30er Jahre dennoch erste Wirtschaftsjunioren zusammentaten – in Chemnitz mit dem Arbeitgeberverband als Partner, in Hagen mit Unternehmerverband und Industrie- und Handelskammer – wurden ihnen die Entfaltungsmöglichkeiten durch die Verbots- und Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten sehr schnell genommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es andere Hinderungsgründe. Nun waren es nicht mehr die IHKs, die im Gegenteil ab 1947 ebenso wie die örtlichen Arbeitgeberverbände und die Fachverbände der Wirtschaft nach Kräften halfen, Juniorenkreise ins Leben zu rufen – als ersten die Wirtschaftsjunioren der Westfälischen Kaufmannsgilde in Dortmund. Es waren eher ideologische Vorbehalte in der Bevölkerung, die Gegenwind verursachten. Die Bürger der jungen Republik fürchteten eine zu starke Prägung durch Amerikanisches und das heißt auch: unternehmerisches Denken. Der gute alte Idealismus sollte trotz seiner Korrumpierung im Nationalsozialismus nicht übergangslos dem tristen Materialismus weichen.

Gründung der Wirtschaftsjunioren Deutschland 1954

Doch der Zug war nun nicht mehr aufzuhalten. 1954 gab es das erste bundesweite Treffen der Länder. Auf ihm wurde – mit hauchdünner Mehrheit, aber sie reichte, wie man heute sieht – die Zusammenarbeit auf Bundesebene und die jährliche Veranstaltung der Bundes-Vorortekonferenzen vereinbart. 1955 waren bereits sieben Länder dabei: Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, der Hanseraum (mit Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg), Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Sie wählten aus ihrer Mitte einen Bundesbeauftragten und zwei ständige Vertreter. Ihre Aufgabe: den Informationsaustausch unter den Kreisen und die Zusammenarbeit mit den Jungen Unternehmern der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger Unternehmer, dem heutigen BJU, zu fördern; die gemeinsame Zeitschrift „Junge Wirtschaft“ mit herauszugeben; die Interessenvertretung gegenüber DIHT (dem heutigen DIHK), BDA und BDI zu übernehmen und auf die Mitarbeit der Junioren in deren Gremien hinzuwirken; die Aus- und Fortbildung durch Seminare zu fördern, nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit bestehenden Ausbildungseinrichtungen; und schließlich die Vertretung der deutschen Kreise in der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Juniorenkreise.

Bereits 1956: 85 Juniorenkreise mit 5.500 Mitgliedern

Wie viel Energie bereits in dieser Gründungsphase freigesetzt wurde, zeigt etwa die Tatsache, dass ebenfalls schon 1955 das bisherige Juniorenreferat beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag, damals noch DIHT, in eine eigene Geschäfts- stelle unter der Bezeichnung „Juniorenkreise der Deutschen Unternehmerschaft“ in Bürogemeinschaft mit dem DIHT eingerichtet wurde. Auch erste Kontakte mit der Junior Chamber International, die 1946 ihren ersten internationalen Weltkongress in Panama City abgehalten hatte, wurden aufgenommen. Die mittelfristigen Ziele sowohl einer korporativen Mitgliedschaft als auch von Kreismitgliedschaften vor Augen, nahmen deutsche Junioren erstmals 1955 in Edinburgh an einem JCI Weltkongress teil. Ebenfalls 1955 wurde das JCI Headquarter in Miami, Florida eröffnet. 1956 gab es in Deutschland bereits 85 Juniorenkreise mit rund 5.500 Mitgliedern.

Seit 1958 vollberechtigtes Mitglied bei JCI

Die Mitgliedschaft bei JCI indessen musste noch warten. Nachdem die Arbeitsgemeinschaft Europäischer Juniorenkreise in eine europäische Sektion der JCI umgewandelt worden war und die deutschen Juniorenkreise ihr Stimmrecht verloren hatten, beantragte die Geschäftsführung 1957 die JCI-Mitgliedschaft – allerdings ohne das ausdrückliche Mandat der Bundes-Vorortekonferenz. Haupteinwände hier: Die sehr unterschiedliche Zusammensetzung der Mitglieder – bei JCI waren und sind bis heute nicht nur Unternehmer, sondern alle Berufe vertreten – und die daraus resultierenden abweichenden Ziele und Aufgaben der deutschen Kreise. Auch JCI war nicht zufrieden: Auf dem XII. Weltkongress in Tokio wurde der deutsche Beobachter, Dr. Ullrich, mit der Aufgabe nach Hause geschickt, binnen 180 Tagen eine den JCI-Erfordernissen entsprechende Satzung zu schaffen und einen formalen Präsidenten zu benennen. 1958 war es dann Ludwig Erhard selbst, der als Bundeswirtschaftsminister den Bundesbeauftragten Harald H. Schweitzer zu sich bat und auf diesem Wege die Bundes-Vorortekonferenz nachdrücklich dazu drängte, die JCI-Auflagen zu erfüllen. Auf dem XIII. JCI Weltkongress in Minneapolis/ USA waren die Juniorenkreise der Deutschen Unternehmerschaft, nach Aufnahme am 22. Juli, erstmals als vollberechtigtes Mitglied vertreten.

Schwerpunkt berufliche Nachwuchsqualifizierung in den 60er Jahren

Damit waren noch nicht alle Weichen gestellt. Erst 1962 wurden auf der Bundes- Vorortekonferenz in Koblenz die Richtlinien für die nationale Arbeit verabschiedet und es wurde – für ein Jahr – ein offizieller Sprecher gewählt, der die Juniorenkreise sowohl nach innen als auch nach außen repräsentierte. Auch die heutige Ressort- Struktur wurde erst in diesem Jahr durch die Bildung von vier Arbeitskreisen auf den Weg gebracht. Doch arbeitsfähig waren die Junioren: In den 50er Jahren nahmen sie an der allgemeinen Aufbruchsstimmung teil, machten sich Gedanken über die „überhitzte Konjunktur“ und über die Gründung der Europäischen Wirtschafts- gemeinschaft, daneben über das neue Kartell- und das neue Gleichberech- tigungsgesetz, über die Freigabe der Mietpreise oder über die Ausbreitung des Fernsehens. In der ersten Hälfte der 60er Jahre erlebte Deutschland eine konjunkturelle Boomphase, die noch vom Marshall-Plan ihre Impulse erhielt. Ende der 60er Jahre erfasste dann auch die Junioren die erste Rezession. Karl Schillers Stabilitätsgesetz von 1967 schien ihnen ein Grundgesetz der Wirtschaft, dennoch rückten für sie nun immer stärker Bildungsthemen ins Zentrum – die Frage, wie sich das wirtschaftliche Interesse der Unternehmen mit der beruflichen Nachwuchsqualifizierung sichern ließ.

Chancen der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen ergriffen

Die 70er Jahre brachten einen neuen Boom, 1973 die Erweiterung der EWG, dann die Ölpreis-Krise und wieder einen Aufschwung – den die Junioren auch nutzten, um im Zuge der Ostpolitik Kontakte zu den Ländern des Ostblocks zu verstärken. Mit der Besetzung Afghanistans durch sowjetische Truppen 1979 ging die Phase der Entspannung unvermittelt zu Ende – und auch an den Junioren gingen die neuen Zeichen der Zeit, wie sie in der Gründung der Grünen ihren Ausdruck fanden, nicht spurlos vorbei: Erstmals diskutierten sie über Möglichkeiten des Urlaubs auf dem Bauernhof. Zentrale Themen schon damals: Staatsverschuldung, Subventionen, Grenzen der Mitbestimmung. Auf die Maueröffnung reagierten die inzwischen mehr als 8.500 Junioren in 169 Kreisen dann im Juli 1990 mit einer bundesweiten Umfrage zur deutschen Einheit, in der sie höchst unterschiedliche Erwartungen und Hoffnungen zwischen DDR- und Bundesbürgern feststellten. Sie selbst gehörten eher zu denen, die vorsichtigen Prognosen glaubten, aber entschlossen waren, die Chancen zu ergreifen – wie sie sich schon im Jahr der Wiedervereinigung in der Gründung ostdeutscher Kreisverbände, etwa in Leipzig, Dresden, Halle und Quedlinburg zeigten. Und dieselbe Lust zur Veränderung, ohne den Blick auf die Realien zu verlieren, behielten sie auch in der Ära der beschleunigten Globalisierung, der Europäischen Währungsgemeinschaft, der Osterweiterung der Europäischen Union, der knappen Kassen und erster Reformanstrengungen.

Europäisierung und Globalisierung Deutschlands mit angetrieben

Die Junioren sind heute aus der wirtschaftlichen und politischen Landschaft Deutschlands nicht mehr wegzudenken. Organisiert in nunmehr 215 Kreisen mit mehr als 10.000 Mitgliedern, verdanken sie diese Position vor allem einer Tradition: sich mutig auf Veränderungen einzulassen. Mehr noch: sich zu einem Motor der Veränderung, des gesellschaftlichen Wandels zu entwickeln. Sie hatten den Mut, in wirtschaftlich und politisch finsteren Zeiten ihre ersten Schritte zu gehen. Sie hatten den Mut, in einem zerstörten Deutschland Dynamik zu entwickeln. Sie hatten den Mut, sich frühzeitig wieder der Weltgemeinschaft zu öffnen, sich trotz eines katastrophalen Erbes mit anderen Kulturen auszutauschen. Sie hatten den Mut, die Europäisierung und Globalisierung Deutschlands mit anzutreiben. Und sie hatten und haben den Mut, sich der wachsenden internationalen Konkurrenz mit inneren Reformen und neuen Geschäftsmodellen zu stellen. Dabei hilft ihnen die Risikobereitschaft des Unternehmers, wie sie gerade im Geburtsland der JCI gepflegt wurde. Konsequent wird die Öffnung nach Europa auch innerhalb des Verbandes vorangetrieben. So gelang es 2011, die Geschäftsstelle von JCI Europe Tür an Tür zur Bundesgeschäftsstelle der Wirtschaftsjunioren Deutschland unter dem Dach des Deutschen Industrie- und Handelskammertages in Berlin zu etablieren. Der kurze Draht zum internationalen Dachverband bewährt sich bei der Organisation von internationalen Großveranstaltungen in Deutschland, wie etwa der JCI-Europakonferenz 2012 in Braunschweig oder dem JCI-Weltkongress 2014 in Leipzig. Darüber hinaus sind die Wirtschaftsjunioren aktiv mit ihren 15 Auslandskreisen – von Tokio bis Mexiko. Das Engagement der jungen Unternehmer und Führungskräfte im Rahmen der G20 Young Entrepreneurs’ Alliance ist daher eine logische Fortsetzung der internationalen Verbandsaktivitäten.

Danke an die WJ Köln – Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit für den geschichtlichen Abriss!

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